Hurrikane Paulette und Sally, Waldbrände im Westen der USA

17. September 2020

Kurz nach dem klimatologischen Halbzeitpunkt der diesjährigen Hurrikan­saison zeigte der tropische Atlantik ein sehr aktives Bild: Zwei Hurrikane die auf Land trafen (Paulette und Sally) und ein System (Teddy), das innert Wochenfrist Bermuda beein­flussen kann und in einer (noch spekulativen) Langfristprognose sogar die kanadische Küste erreichen könnte.

 

Hurrikan Paulette

Paulette war wie Hurrikan Laura von Ende August auch ein Kap Verde Sturm. Diese Stürme entstehen aus tropischen Störungen, welche sich an der inner­tropischen Konvergenzzone bilden. Diese Störungen lösen sich auf Höhe oder leicht südlich der Kapverdischen Inseln vom afrikanischen Festland, von wo sie mit den Passatwinden über den Atlantik gleiten. Je nach Lage der verschiedenen Hoch- und Tiefdruckgebiete im Atlantik kann ein solches «Reiten» bis in den karibischen Raum oder gar bis zum amerikanischen Festland reichen. In der Passage über den Atlantik nehmen die Systeme Energie aus dem warmen Meereswasser auf und können sich zu veritablen Hurrikanen entwickeln. Diese Stürme drehen auf der Nordhalbkugel oft Richtung Nordwesten ab, was durch einen Prozess, der Beta Drift genannt wird, unterstützt wird. Diese Beta Drift entsteht, weil die Stärke der Corioliskraft vom Breitengrad abhängig ist und die um den Sturm herum mitgerissenen Luftmassen in den vier Quadranten entsprechend unterschiedlich beeinflusst werden. Resultierend wird das System in eine nord-westliche Richtung ablenkt.

Bermuda war die einzige Landmasse die Hurrikan Paulette auf ihrem Weg über den Atlantik finden konnte. Am 14. September erzielte Paulette einen “Volltreffer”: Die ganze Insel war im Auge des Hurrikans eingebettet. Über Bermuda nahm der Sturm zudem an Stärke und Grösse zu. Trotzdem gab es gemäss ersten Berichten weniger Schäden als ursprünglich befürchtet.

Hurrikan Paulette hat keinen negativen Einfluss auf die Portfolios von Solidum.

 

Hurrikan Sally

Hurrikan Sally entstand über den Bahamas und durchquerte das südliche Florida als tropische Störung. Über dem Golf von Mexico gewann Sally langsam an Kraft und erreichte Kategorie 2 Stärke auf der Saffir-Simpson Skala bevor der Sturm sich auf die Küste von Alabama zubewegte. Infolge recht starker Scherwinde aus Westen hatte Sally Mühe, ein konzentrisches Auge auszubilden, was letztlich dazu führte, dass die ersten gemessenen Wind­geschwin­digkeiten bei Landfall geringer waren als für einen Kategorie 2 Sturm mit 965 mbar Zentraldruck erwartet.

Aufgrund des eher langsamen Fortbewegens des Sturms erwarten wir, dass Sturmflut und durch Regenfälle ausgelöste Überflutungen neben windinduzierten Schäden eine zusätzliche relevante Komponente darstellen werden. Da der Sturm gegenwärtig noch über die USA zieht und weiterhin starke Regenfälle von Alabama bis in die Carolinas bringen wird, ist eine abschliessende Bewertung verfrüht. So haben Modellierungsfirmen bis jetzt noch keine öffentlichen Schätzungen für den versicherten Marktschaden publiziert. Wir gehen von einem versicherten Marktschaden in tiefer einstelliger Milliardenhöhe aus.

Katastrophenanleihen werden durch diesen Sturm keinen Kapitalverlust erleiden. Einzig einzelne aggregierende Bonds werden eine geringe Erosion ihrer Selbstbehalte verzeichnen. Daher wird Sally auch keinen markanten Einfluss auf die Sekundärmarktpreise haben.

Auch wenn eine abschliessende Aussage für private Rückversicherungs- und Retrozessions­verträge in den Portfolien der Solidum ELS SAC2 and SAC3 noch nicht gemacht werden kann, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass diese ebenfalls nicht betroffen sein werden. Insbesondere sind unsere privaten Transaktionen, die Energierisiken decken, wegen spezieller Ausschlussklauseln von Sally nicht beeinflusst.

Basierend auf unserer Einschätzung wird der Einfluss auf die Solidum Portfolien gering sein.

 

Waldbrände in Kalifornien, Oregon und dem Staat Washington

Ähnliche klimatologische Bedingungen wie in den Jahren 2017 und 2018, d.h. eine Kombination von Wintern mit viel Regen und Schnee, was das Wachstum der Vegetation begünstigte, und ein Trend zu heissen und trockenen Sommermonaten, lieferten viel Zunder als Treibstoff für Busch- und Waldbrände. “Feuer” ist keine neue Gefahrenart für den amerikanischen Westen – sie war schon vorhanden bevor der weisse Mann sich niederliess – aber in den letzten Jahren haben sich die ökonomischen Folgekosten solcher Feuer verschärft: Ein starkes Wachstum der Bevölkerung, ein sozio-ökonomischen Druck, aus den grossen und teuren Ballungszentren wegzuziehen und der Wunsch vieler Menschen, in der «heilen Natur» zu leben, erhöhten in Kombination mit den sich ändernden Umweltbedingungen das Potential für hohe Schadenssummen.

Wir gehen davon aus, dass die versicherte Schadenssumme aus den bisherigen Ereignissen unter denjenigen der Vorjahre liegt. In letzter Zeit haben die Erstversicherer ihre Portfolien überarbeitetet und Risiken abgestossen, und Rückversicherer führten höhere Selbstbehalte und stringentere Ereignisdefinitionen ein. Zudem sind bis jetzt weniger Strukturen betroffen, die auch in insgesamt “günstigen” Gegenden liegen.

Mit dem heutigen Stand der Ereignisse erwarten wir keinen negativen Einfluss in unseren Portfolien. Wir sind uns aber bewusst, dass die Saison noch zwei weitere Monate andauert. Solidum verfolgt die Situation aufmerksam, und wir werden zeitnah über signifikante Änderungen informieren.